Bundesweites Bild von Aurich

NETZROLLER - Meistens liegt es an Hans-Ulrich Rähmer, wenn der TSV Aurich Thema im Netzroller ist, denn der Trainer bietet mit lockeren Sprüchen und gewagten Vergleichen gerne Anknüpfungspunkte für die wöchentliche Kolumne. Dieses Mal ist es jedoch Uli Hoeneß, der das Augenmerk schon wieder auf den Verein mit dem hoch über dem Kreuzbach gelegenen Sportplatz lenkt. Der Präsident des FC Bayern hat der „Bild" erklärt, dass Manager eines Spitzenclubs durch ihre Vita in der Lage sein sollten, mit Profifußballern auf Augenhöhe zu diskutieren, und wird dort wörtlich so zitiert: „Wenn ich dann zum Franck Ribéry sage: ,Heute hast du wieder einen schönen Mist gespielt.' und ich habe früher beim TSV Aurich gspielt, dann würde er sagen: ,Also, können wir uns bitte über das Machen von Erdbeermarmelade unterhalten oder was, aber bitteschön nicht über Fußball.'" Das sitzt. Nicht zuletzt beim einen oder anderen Kicker des TSV Aurich. Nun ist es zwar so, dass es neben dem Aurich, Stadtteil von Vaihingen an der Enz, auch noch ein Aurich, gut 20 Kilometer vor der Nordsee gibt. Dieses Aurich hat zwar mehrere Fußballvereine, doch keinen TSV. Darum hat Christian Vogel, Kapitän des einzigen TSV Aurich, auch gleich eine E-Mail an Uli Hoeneß geschickt. „Ich habe ihm angeboten, sich persönlich zu überzeugen, dass man mit uns auch über Fußball reden kann", sagt er. „Außerdem habe ich daran erinnert, dass in den unteren Ligen Fußball aus Überzeugung gespielt wird. Und dass es da noch Werte wie Treue, Ehre und Einsatz gibt." Ob es das ist, worüber Hoeneß auf Augenhöhe mit seinen Profis diskutieren will? Christian Vogel ist nur einer von vielen Aurichern, die das Interview beschäftigt. Warum gerade der TSV Aurich? Es ist zwar unbestritten, dass viele Fußballvereine erfolgreicher spielen als die Kicker aus Aurich, Stadtteil von Vaihingen an der Enz. Trotzdem geht zum Beispiel ihr Kapitän nicht davon aus, dass er besser Marmelade kocht als er kickt und dass durchaus Fußballverstand da ist. Aber er hat eine Vermutung, wie Hoeneß auf seinen Verein kam. Wahrscheinlich hat er doch die Kicker aus Aurich, gut 20 Kilometer vor der Nordsee, gemeint, glaubt Vogel. In einem Interview hat der Finanzvorstand des FC Bayern nämlich mal etwas gesagt, was bei Hoeneß wohl noch verankert ist. In der Tat, dem „Münchner Merkur" sagte Jan-Christian Dreesen vor vier Jahren: „Ich habe gerne gespielt, aber zum Profi reichte es nicht ansatzweise. Ich war Verteidiger bei der SpVgg Aurich, nicht der Rede wert." Und Dreesen stammt aus Aurich, gut 20 Kilometer vor der Nordsee.

 

Quelle: Ralph Küppers Bild: Michael Dalder/Getty Images- Michael Tauchmann vom 02.12.2018