Aurich übernimmt die Rote Laterne

Aurich (lzk) - Auch wenn die Mannschaften der Kreisliga B 7 keine Angst vor dem Abstieg haben müssen, wollten die beiden Schlusslichter mit einem Sieg den letzten Tabellenplatz hinter sich lassen. Trotz einer streckenweise guten Leistung zog der TSV Aurich dabei den Kürzeren.

Aurich. Das Aufeinandertreffen der schlechtesten Offensive (Sternenfels) mit der schlechtesten Defensive (Aurich) offenbarte, warum beide Mannschaften am unteren Ende der Tabelle stehen. Es liegt sicherlich nicht am Kampfgeist. Die Einstellung stimmte auf beiden Seiten. Viel mehr waren es individuelle Fehler und eine gewisse Ideenlosigkeit im Spiel nach vorne, die das Spieltempo immer wieder verschleppten.

Die Probleme in der TSV-Defensive wurden bereits nach vier Minuten erstmals deutlich. Nach einem Pass von Tim Reinisch war kein Auricher Verteidiger auch nur in der Nähe des Sternenfelser Mittelfeldspielers Dennis Christian. So konnte sich dieser den Ball in 25 Metern Torentfernung in aller Ruhe zurechtlegen, Maß nehmen und den Ball unhaltbar unter die Latte im Tor versenken. Danach waren die Auricher zwar näher am Mann, ein richtiges Konzept im Spiel nach vorne war aber zunächst nicht zu erkennen. Die häufig langen und hohen Bälle auf Sturmspitze Dominik Bayer erwiesen sich aufgrund klarer Größenvorteile in der Sternenfelser Innenverteidigung als wenig effizient. Erstmals gefährlich wurde es in der 18. Minute. Andre Beck kam in aussichtsreicher Position im Strafraum zum Schuss, schlenzte den Ball aber am rechten Pfosten vorbei. Dennoch trieb das den TSV an, häufiger spielerische Lösungen zu finden. Vor allem über die rechte Seite von Philipp Bielesch entstanden Chancen. In der 24. Minute wurde er von Jörg Hausmann auf die Reise geschickt. Per Doppelpass steckte Bayer den Ball zu Bielesch durch, der aus spitzem Winkel Sladan Petkovic im Tor zum 1:1 überwand.

Nun agierten auch die Gäste fast ausschließlich nach dem Motto „Hoch und Weit“, so dass ein Distanzschuss von Rony Kastner die einzige weitere nennenswerte Offensivaktion des SVS im ersten Durchgang blieb (30. Minute). Ansonsten übernahmen die Hausherren allmählich die Spielkontrolle. In der 39. Spielminute war es dann doch ein langer Ball auf Bayer, der für Gefahr sorgte. Wenn der erst 18-jährige Stürmer an den Ball kam, war er meist zu flink für seine Gegner. Begünstigt von einem Stoppfehler von Kapitän Michael Duss war er frei vor Petkovic, legte den Ball an ihm vorbei – und wurde unsanft zu Fall gebracht. Den fälligen Strafstoß verwandelte Matthias Streule souverän zur Führung. Vor dem Seitenwechsel war Aurich dem dritten Tor dann näher, als der SVS dem zweiten. Petkovic entschärfte in Minute 45 einen Bielesch-Freistoß.

Erster Aufreger in der zweiten Halbzeit war eine Verletzungsunterbrechung des Auricher Torhüters Miroslav Jozic (49.). Nach einem Zusammenprall mit Kastner konnte er glücklicherweise weitermachen, denn er sollte in den nächsten Minuten noch häufiger im Mittelpunkt stehen. Zunächst parierte er einen Freistoß des auffälligen Kastner (57.). Dann musste Jozic zwei Minuten später gegen Christian in die Breche springen. Erneut 120 Sekunden später bewies Yasin Oruc, warum seine Mannschaft vor diesem Spieltag erst zwölf Treffer auf dem Konto hatte und drosch den Ball alleinstehend meterweit am Kasten vorbei. Von Minute zu Minute wurden die Chancen größer. In der 63. Minute hatten die Sternenfelser Anhänger den Torschrei auf den Lippen, Kastners Abschluss prallte aber gegen den Pfosten. So bedurfte es beim nächsten Gegentor der Mithilfe der Auricher. Nach einem klaren Foul von Hausmann, das eine Gelbe Karte nach sich zog, an der linken Seitenauslinie schlug Kastner eine präzise Flanke in den Strafraum. Diesmal war Oruc völlig frei und köpfte das Spielgerät aus fünf Metern ins Tor (72.). Wie nach dem ersten Gegentor ging auch diemal ein Ruck durch die Auricher Mannschaft. Drei Minuten nach dem Ausgleich musste sich Petkovic lang machen, um Bieleschs zweites Tor zu verhindern.

Dennoch beging Aurich in der 77. Minute die gleichen Fehler wie beim zweiten Gegentor. Wieder ein Foul, diesmal die Hereingabe von Christian, Tobias Kugler konnte unbedrängt in die Mitte ablegen. Dort stand Mehdi Ceylan frei – Führung für den SV Sternenfels. Aurichs Abteilungsleiter Wolfram Schwab suchte nach Erklärungen: „Ich kann nicht sagen, woran es lag. Es sah ja ganz gut aus bis zur Halbzeitpause. Aber die Mannschaft ist wie ein schlecht zusammengebautes Getriebe. Sobald etwas Sand reinkommt, hört es auf zu laufen.“ Natürlich warf der TSV jetzt alles nach vorne und natürlich wollte kein Auricher mit leeren Händen nach Hause gehen. Aber es war schwer vorstellbar, wie diese Auricher Mannschaft bei einer guten gegnerischen Defensive, wie sie der SVS jetzt aufwies, zum Torerfolg kommen möchte. Außer einer Doppelchance kurz vor dem Spielende, bei der zunächst Moritz Hahls Schuss geblockt wurde und dann Michael Schwedt den Ball über die Querlatte setzte, tauchten die Gastgeber nicht mehr gefährlich vor Petkovic auf. „Vielleicht tut uns die Winterpause ja gut“, hoffte Schwab.

TSV Aurich: Jozic – Beck, Jörg Hausmann (80. Sebastian Öhler), Cristoph Lämmle, Streule, Vogel (88. Bohlinger), Bielesch, Lukas Öhler (80. Schwedt), Bayer (69. Hahl), Marc Schwab, Buchgraber.

Quelle: Luka Zink vom 06.12.2016